9 Monate Sabbatical mit Ford Nugget. Diese Woche war es so weit. Ich hatte die Ehre, im Podcast Nuggets, Vans & Camperlife als Gast aufzutreten und über meine Sabbatical-Erfahrung mit Ford Nugget zu berichten. Die Podcasthoster Stebo und Nikolaj haben einige Fragen zum Sabbatical allgemein wie auch zur Reise mit dem Ford Nugget gestellt. In diesem Blogartikel gebe ich dir eine Art Zusammenfassung des Gesprächs. Höre aber auch auf jeden Fall in den Podcast rein!
Wie hat das mit dem Sabbatical funktioniert?
Ich war 9 Monate unterwegs von März bis November 2022. Hauptsächlich bin ich mit meinem Ford Nugget gereist. Ich war insgesamt in 9 Ländern, vor allem in Süd-, West- und Nord-Europa unterwegs. Es sind 27.700 km zusammengekommen.
Wie war das mit deinem Arbeitgeber und dem Sabbatical-Wunsch?

Ich war die erste Person in unserem Unternehmen, die ein Sabbatical gemacht hat. Ich bin Angestellte in der freien Wirtschaft, das Unternehmen ist noch relativ jung. Es hatte etwas gedauert, bis ich meinen Mut zusammengenommen habe, um das Thema Sabbatical anzusprechen. Mein Chef war ziemlich überrascht, als ich meinen Sabbatical-Wunsch vorgestellt habe. Ich hatte die Hintergründe erläutert und auch direkt einen konkreten Lösungsvorschlag zur Umsetzung mitgebracht.
Wie lange hat es gedauert, bist du dein Sabbatical nehmen konntest?

Vom Gespräch bis zum Sabbatical-Vertrag waren es 5 Monate. Anschließend ist die Ansparphase von 9 Monaten gestartet, gefolgt von 9 Monaten Freistellung, also dem eigentlichen Sabbatical. Ich habe mein Sabbatical mit dem Teilzeitmodell finanziert. Das heißt, ich habe offiziell nur noch 50% gearbeitet und 50% Gehalt bekommen. In Wirklichkeit habe ich aber Vollzeit gearbeitet bei 50% Gehalt. Dadurch konnte ich jeden Tag ein zeitliches Guthaben aufbauen, welches ich dann mit dem Sabbatical abgebaut habe bei weiterhin 50% Gehaltszahlung. Das Teilzeitmodell ist meiner Meinung nach mit das beste Sabbatical-Modell, da regelmäßig Geld reinkommt und auch die Sozialleistungen wie Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung gezahlt wird.
Die Vorlaufzeit, um ein Sabbatical zu machen, ist dann schon ziemlich lange, oder?
Es kommt drauf an, welches Sabbatical-Modell man wählt und auch mit wie viel Prozent man beispielsweise in Teilzeit geht. Es gibt auch andere Sabbatical-Modelle, wo man Überstunden, Bonuszahlungen oder Weihnachtsgeld dafür nutzen kann. Was genau möglich ist, hängt vom Arbeitgeber ab.
Hinweis: Ich habe dir verschiedenen Sabbatical-Finanzierungsarten durch einen Arbeitgeber zusammengefasst auf der Seite Sabbatical-Modelle.
Was ist mit deinem Job passiert in deiner Abwesenheit?

Die Absprache war anders, als es dann leider umgesetzt worden ist. Letztendlich haben 2-3 Kollegen meine Aufgaben übernommen bzw. gewisse Aufgaben sind runter priorisiert worden.
Bist du wieder auf deinen alten Job zurückgekommen nach deinem Sabbatical?
Ja, bin ich und das war auch alles schriftlich definiert mit einem Sabbatical-Vertrag. Der Sabbatical-Vertrag wird zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geschlossen. In einem Sabbatical-Vertrag wird alles festgehalten wie das Finanzierungsmodell, der Zeitraum, Umgang mit Urlaubs- und Krankheitstagen wie auch die Rückkehr in den Job bzgl. Position und Gehalt. Ich empfehle jeden so einen Sabbatical-Vertrag aufzusetzen, wenn man ein Sabbatical machen möchte.
Gibt es einen Sabbatical-Anspruch?

Für Beamte und Angestellte, die nach TVöD angestellt sind, gibt es gesetzliche Regelungen, wie so ein Sabbatical ablaufen kann. In der freien Wirtschaft gibt es keine Grundlage, es ist alles Verhandlungssache. Egal, wo man beschäftigt ist, hat der Arbeitgeber aber das letzte Wort, wenn dienstliche Gründe dagegensprechen, ist es nicht machbar.
Hinweis: Mehr zum Thema findest du auf der Seite Sabbatical-Anspruch.
Du warst in deinem Sabbatical allein unterwegs, bist aber verheiratet. Wie hast du das mit deinem Partner gemacht?

Das war nicht einfach… Ein Sabbatical ist keine Entscheidung, die man von heute auf morgen trifft, sondern ein Prozess über eine längere Zeit. Bei mir fing es 2019 an. Ich war glücklich mit meinem Job, aber er war auch sehr anstrengend und ich habe mich selbst viel zu oft vergessen. Zudem ist auch noch plötzlich mein Schwiegerpapa verstorben, was mich sehr mit genommen hat. Und dann habe ich mich einfach gefragt, was wäre, wenn ich eine tödliche Diagnose bekommen würde oder einen schlimmen Unfall habe. Wäre ich bis dahin zufrieden mit meinem Leben, vor allem mit dem Fokus, den ich auf gewisse Dinge gesetzt habe? Es war klar, ich möchte eine Veränderung. Ich habe mich mit unterschiedlichen Themen beschäftigt und überlegt, worauf ich mich mehr fokussieren möchte. Ich reise gerne, schon vor dem Nugget war ich viel mit Rucksack unterwegs. Ich habe ein großes Abenteuer- und Entdecker-Gen in mir, was ausgespielt werden muss. So ist der Wunsch nach einem Sabbatical immer stärker geworden und wir haben uns dazu ausgetauscht. Er konnte meinen Sabbatical-Wunsch nachvollziehen, hat das vollkommen unterstützt, hat selbst aber eine andere Priorität gehabt, was für mich absolut in Ordnung war. Also kam es zu unserem Deal, dass ich reisen konnte, aber nur so weit weg, dass man relativ schnell beim anderen sein kann. Und so stand fest, dass ich mit dem Nugget durch Europa fahren werde. So konnten wir uns zwischendurch immer wieder treffen, haben regelmäßig gesprochen und er wusste immer, wo ich bin. Wir hatten ein paar Abmachungen getroffen, an die hat sich jeder gehalten und deswegen hat es wunderbar funktioniert. Ich bin sehr dankbar, dass es so gut funktioniert hat und vor allem für das Vertrauen, welches mein Mann mir geschenkt hat!
Wie war deine Reiseroute, wann ging es los und welche Länder hast du bereits?

Ich bin im März 2022 nach Österreich gefahren zum Snowboard und hatte in der Schweiz noch Luzern und Genf bzw. das Cern mitgenommen. Durch Frankreich bin ich nur durchgeflogen mit dem Ford Nugget. Ab April war ich dann in Spanien und hatte einen etwas längeren Aufenthalt an der Costa Brava, da ein Sensor im Steuergerät des Ford Nuggets kaputt gegangen war und ausgetauscht werden musste. In Portugal hatte ich leider auch mit einer 12Volt Steckdose Probleme. Das wurde später in Deutschland alles kontrolliert. Ansonsten war aber alles gut mit dem Ford Nugget. Nach dem Werkstattaufenthalt an der Costa Brava ging es in Spanien dann die Küste entlang und durch Andalusien durch bis Portugal. In Portugal bin ich einmal komplett die Küste entlanggefahren, vorbei an der Algarve, Lissabon bis Porto wie auch ein Stück durch das Innere von Portugal.
In Portugal ist es seit 2021 verboten frei zu stehen, wie hast du das gemacht?

Ich habe auf Campingplätze und Stellplätzen gestanden wie auch frei und hatte keine Probleme. Selbst Einheimische haben mir Freistehplätze empfohlen, keiner hat sich beschwert. Kontrolliert wurde nicht. Von anderen Campern habe ich mitbekommen, dass die Polizei auch erst mal nur klopft und bittet wegzufahren, habe noch nicht mitbekommen, dass jemand eine Strafe zahlen musste. Vielleicht war 2022 noch ein Übergangsjahr oder evtl. lag es daran, dass ich in der Nebensaison unterwegs war.
Wie ging es dann weiter?

Nach Portugal bin ich nach Frankreich gefahren. Das war im Juni. Dort die Atlantikküste hoch und an der Küste entlang in der Bretagne. Anschließend ging es zwischendurch nach Deutschland, bevor ich im Juli mit meinem Mann in Frankreich war und auch noch eine Freundin in der Normandie besucht habe. Ende Juli ging es über den Landweg nach Schweden. In Schweden bin ich erst mal die Küste hoch nach Oslo gefahren, weil ich schnell nach Norwegen rüber wollte, ich konnte das mit dem Wetter nicht so gut einschätzen. Norwegen hat mich echt umgehauen, so schön, da braucht man noch nicht mal aussteigen und sieht die tolle Natur. Ein Land für faule 😉 Bin quer durch Norwegen bis Trondheim durchgefahren. Und hab dann einfach mal wieder Sonne gebraucht, das norwegische Wetter war doch eher nass oder bewölkt. Somit bin ich nach Schweden gefahren, einmal rüber nach Sundsvall, dort runter und durch Südschweden. Das war im August.
Anschließend ging es für mich kurz nach Deutschland und nach Holland zum Kiten. Dann war ich für ein paar Kurse noch mal in Deutschland und wollte zum Ende des Sabbaticals nach Süddeutschland fahren. Auf der Fahrt dahin bin ich leider heftiger krank geworden und musste eine Zeit pausieren. Die letzte Reise hatte mir aber so gefehlt, ich brauchte für mich noch einen schönen Abschluss des Sabbaticals, weshalb ich noch für eine Woche nach Mallorca geflogen bin, bevor dann im Dezember der Wiedereinstieg in den Job kam.
Schön, dass du auch in Deutschland unterwegs warst. Man vergisst oft, dass es auch hier schöne Regionen gibt, die man besuchen kann.

Das stimmt. Ich habe das Sabbatical nicht nur zum Reisen benutzt, sondern ich habe auch einige Weiterbildungskurse besucht. Ich habe das kombiniert. Ich bin mit dem Ford Nugget gereist, habe tagsüber im Kurs gelernt und mir abends die Gegend angeschaut.
Noch eine Frage zur Reise: Wie fandest du das Freistehen in Norwegen und Schweden?

Ich glaube, ich kenne kein Land, was so Camper-freundlich ist wie Norwegen, weil es so tolle Freistehplätze gibt und auch viele kostenlose Servicestationen wie an Tankstellen oder bei Unternehmen. In Schweden war es auch sehr gut, aber in Norwegen fand ich das Angebot größer.
Wie hast du deine Freistehplätze gefunden?
Ich habe die App von park4night, Stellplatz-Radar und Google Maps genutzt. In Google Maps findet man auch viel, wenn man in der Landessprache nach Wohnmobilplätzen sucht. Was ich gut fand waren die Bewertungen, um ein Gefühl zu bekommen, ob man da wirklich sicher stehen kann. Gerade wenn man allein reist, ist das wichtig. Letztendlich habe ich immer vor Ort entschieden, ob ich über Nacht bleibe oder nicht. Auf das Bauchgefühl ist Verlass! Zudem habe ich auch Einbruch- und Diebstahlschutz eingebaut, die mir ein besseres Sicherheitsgefühl geben.
Hinweis: Ich habe schon mal einen Blogartikel dazu geschrieben, schau dir gerne „6 Tipps zum Freistehen mit Wohnmobil“ an.
Was hast du für eine Ausstattung im Nugget bzw. was hast du noch machen lassen?

Ich habe einen kurzen Ford Nugget, keine besondere Ausstattung. Ich habe aber noch ein paar Dinge anpassen lassen. Auf dem Dach ist eine 220-Watt-Solaranlage mit 2 Panels, eine Lithiumbatterie, Wechselrichter mit Netzvoranschaltung und diverse Boxen und Fächer für mehr Ordnung und Kleinigkeiten.
Frage der Fragen: In welche Richtung schläfst du im Hochbett?

Ich schlafe mit dem Kopf zur Küche 😉 (Das Thema ist ein running gag zwischen den beiden im Podcast). Ich liebe es so zu schlafen, weil ich so aus dem Fenster in den Himmel schauen kann. Ein Traum mitten in der Natur.
Wie ist denn dein Einstieg in den Job jetzt?

Ich bin supernett begrüßt worden vom Team mit großem Frühstück an meinem ersten Tag. Generell finde ich es allerdings schwer, wieder reinzukommen. Ich denke, das liegt an zwei Dingen.
- Mir fehlen die Routinen und es hat sich viel geändert. Das Büro ist umgezogen, Software-Updates sind eingespielt worden, Leute sind gegangen, neue Leute sind gekommen, Prozesse haben sich verändert. Mir fehlen einfach 9 Monate und ich muss thematisch erst mal wieder reinkommen. Das ist anstrengend.
- In der Arbeitswelt (bzw. Angestelltenwelt) gibt es einen vorgegebenen Rhythmus. Der Tages-Rhythmus ist jetzt ganz anders. Du musst morgens zu einer bestimmten Zeit aufstehen und anfangen zu arbeiten oder zu einer bestimmten Zeit mit den Kollegen essen gehen, das Meeting musst du durchziehen oder die Deadline einhalten, auch wenn es dir gerade nicht so gut geht… im Sabbatical hatte ich einen ganz anderen Rhythmus. Ich bin manchmal morgens losgefahren, hab irgendwann gefrühstückt, wenn ich ein Hungergefühl hatte usw.
Außerhalb der klassischen Arbeitswelt hast du eine viel größere Flexibilität, kannst mehr auf deine Gefühle und Bedürfnisse achten und wahrnehmen.
Hast du vor, noch mal ein Sabbatical zu machen?

Ich würde gern noch mal ein Sabbatical machen, ich glaube allerdings nicht, dass mein Arbeitgeber das noch mal mit macht. Wenn sich eine Chance ergeben sollte, mache ich ganz bestimmt noch mal ein Sabbatical.
Gab es eigentlich Neider in deinem Arbeitsumfeld, weil du das Sabbatical gemacht hast?

Grundsätzlich hatte ich nicht das Gefühl, das es Neider gab. Die meisten fanden es toll, dass ich das gemacht habe und gesagt haben, dass sie das auch mal machen möchten. Ich hatte damals dem Team das auch selbst gesagt, dass ich ins Sabbatical gehe. Manche hatte mich anschließend angerufen und noch Fragen dazu gestellt. Nächste Woche habe ich die Kollegen eingeladen, da werde ich eine Foto- und Video-Session zeigen.
So kann man den Leuten auch zeigen, dass ein Sabbatical nichts Verwerfliches ist und etwas Mut machen, auch ein Sabbatical zu nehmen.

Ich hoffe, ich kann durch mein Sabbatical viele Personen motivieren und inspirieren. Mut aufnehmen, selbst auch ein Sabbatical anzugehen. Ich bin der Meinung, jeder, der ein Sabbatical machen möchte, sollte auch die Chance bekommen bzw. das Thema in Angriff nehmen. Weil es eine unglaublich tolle Erfahrung ist, man kommt raus aus dem Alltag, aus diesem Hamsterrrad und lernt sich, die Welt und das Leben noch mal anders kennen. Das war auch der Grund, weshalb ich mit Sabbatical-Zeit angefangen habe. Ich möchte den Leuten Mut machen. Wer nämlich nicht nach einem Sabbatical fragt, hat bereits ein „nein“ bekommen. Ich hatte mal gelesen, dass 50% der Arbeitnehmer an einem Sabbatical Interesse haben, allerdings nur 3% es nehmen. Und das ist erschreckend!
Hast du auch Lust ein Sabbatical zu machen? Lerne die 6 Schritte in meinem Mini-Onlinekurs „Fahrplan zu deinem Sabbatical“ kennen.
Hat dir über die 9 Monate eigentlich irgendwas im Ford Nugget gefehlt?

Dachterrasse wäre nett. Aber eigentlich hat mir nichts gefehlt. Vor allem durch die Umbauten mit Solar und Lithiumbatterie, Toilette und Wechselrichter ist für mich das Wichtigste dabei. Warme Dusche wäre schön, aber ich muss sowieso ab und zu auf den Campingplatz, um Service für den Ford Nugget zu machen, dann kann ich auch dort warm duschen gehen.
Abschlussfrage: Hast du deine nächste Reise schon geplant?
Ich würde gerne dieses Jahr nach Füssen und Berchtesgaden fahren und im Herbst gern nach Sardinien. Ich habe aber noch nichts fest geplant. Es werden auf jeden Fall viele Wochenendfahrten werden. Ich würde es auch interessant finden, arbeiten und Urlaub machen zu kombinieren. Ich schaue gerade noch, wie ich das mobile Arbeiten umsetzen kann mit genügend und gutem Internet auch im Ausland.
Ich danke euch sehr für das Interview!
Podcast zum Ford Nugget
Das komplette Interview zu meinem Sabbatical kannst du dir gerne direkt im Podcast anhören (Sabbatical im Ford Nugget – Folge 037). Den kann ich dir auch generell empfehlen, wenn du dich für den Ford Nugget, für Vans oder Camperlife interessierst. Stebo und Nikolaj machen das immer sehr locker, nett und informativ!