Lebenssinn: Lebst du das Leben, dass du leben möchtest?
Ich habe mich selbst schon oft gefragt, was ist der Sinn des Lebens? Wofür bin ich auf dieser Welt? Die Lebenssinn-Antwort ist nicht einfach und wird für jeden Menschen vermutlich anders ausfallen. Was mir aber klar geworden ist, den Sinn von etwas zu verstehen, funktioniert meistens am besten aus der Retrospektive, also mit dem Blick in die Vergangenheit. Herausforderung dabei: Der Lebenssinn wird mit dem Blick in die Zukunft gesucht! Die Erwartung an den Lebenssinn ist Orientierung zu bekommen, was im Leben wichtig ist. Er soll uns motivieren weiterzumachen und helfen, wenn wir eine Entscheidung treffen müssen. Das würde also bedeuten, dass wir erst am Ende unseres Lebens den Lebenssinn verstehen würden. Aber ich möchte den Sinn des Lebens doch heute schon verstehen? Wie also vorgehen? Für mich liegt somit der Gedanke nahe, dass Menschen, die an ihrem Lebensende sind, vermutlich am besten beurteilen können, was wirklich wichtig ist im Leben. Und somit bin ich auf das Buch „5 Dinge, die Sterben am meisten bereuen“ von Bronnie Ware gestoßen. Ich möchte dir gerne diese 5 Dinge vorstellen.
Sabbatical war Anstoß für eine Lebensveränderung

Die Australierin Bronnie Ware arbeitete in einer Bank. In ihr wuchs aber zunehmen der Drang, eine Daseinsform auszuprobieren, in der sie nicht von Montag bis Freitag von neun bis fünf arbeiten musste. Somit kündigte sie ihren Bankangestelltenjob, verkaufte ihr Hab und Gut und machte sich auf die Reise. Die Anfangsreise war etwas planlos, sie pendelte von Stadt zu Stadt, auf einer australischen Insel, fand sie ihren ersten Job als Spülerin. Anschließend folgten noch andere Jobs und Orte. Sie empfand ihr Leben als großartiges Erlebnis, da sie ihrem aufreibenden Montag-bis-Freitag-Trott entkommen war und manchmal schon gar nicht mehr wusste, welcher Wochentag heute war. Die Reiselust war der Antreiber, um etwas mehr Geld zu sparen und somit fiel ihr eine Stellenanzeige auf, wo sie eine ältere Dame zu Hause betreuen durfte. Agnes war ihre erste Patientin und es folgten viele weitere Personen, die Bronnie in ihren letzten Wochen oftmals rund um die Uhr begleitet hat. Viele Gespräche sind dadurch entstanden und Bronnie hat so wahnsinnig viel über das Leben und darüber, was wirklich zählt gelernt. Vielleicht eine gute Inspiration für deinen Lebenssinn.
Mut haben, selbstbestimmt zu leben

Versäumnis Nummer 1: Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarteten.
Grace war sehr lange verheiratet gewesen, hat die Kinder großgezogen und ihr Leben so geführt, wie es von ihr erwartet wurde. Ihr Mann allerdings war eine Art Tyrann gewesen, der das Eheleben jahrzehntelang durch seine diktatorische Art sauer gemacht hat. Grace sagte an ihren letzten Tagen zu Bronnie: „Bleiben Sie Ihrem Herzen treu. Machen Sie sich nie Gedanken darüber, was andere Leute denken. Versprechen Sie mir das, Bronnie.“
Ich lese daraus, den Mut zu haben, selbstbestimmt zu leben. Wie oft machst du Dinge, weil du deinen Eltern, deinem Partner, deinem Chef, deinen Freunden, … gefallen möchtest? Selbstbestimmt bedeutet, eigenständig, eigenverantwortlich, nach eigenem Willen zu leben. Hinterfrage also bei dem, was du tust, willst DU das wirklich? Warum machst du deinen Job? Warum machst du die Diät? Warum brauchst du eine Auszeit von deinem Leben? Das Warum zu kennen ist die Basis für ein Selbstbestimmtest leben. Deswegen ist es meiner Meinung nach auch so wichtig sein Warum zu kennen, wenn man ein Sabbatical machen möchte. Nur so kannst du dein Sabbatical selbstbestimmt umsetzen, sodass DU davon nachhaltig profitierst!
Familie vor Arbeit

Versäumnis Nummer 2: Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet
Bronnie kümmerte sich um John. John hat viel gearbeitet, hatte ein hohes Ansehen und konnte sich viel leisten. Seine Frau Margaret bat ihn, in Rente zu gehen, damit sie gemeinsam Zeit verbringen und reisen konnten. Doch John konnte sich von der Arbeit nicht trennen und bat Margaret ihm, noch 12 Monate für einen letzten Deal zu geben. Sie willigte ein und fing an, die gemeinsame Zeit zu planen. Doch nur 4 Monate später, also 8 Monate vor dem geplanten Renteneintritt ihres Mannes, ging es Margaret nicht gut und nach einigen medizinischen Untersuchungen war klar, sie würde bald sterben, was auch geschah. Als Bronnie sich nun um den alleinstehenden John in seinen letzten Wochen kümmerte, sagte er zu ihr: „Arbeite nicht zu viel. Bemüh dich immer um Ausgeglichenheit. Lass die Arbeit nicht dein ganzes Leben werden.“
In diesem Abschnitt des Buches kamen meine ersten Tränen. Ich kenne es leider zu gut. Wie sieht es bei dir aus? Die Arbeit nimmt zeitmäßig den größten Teil unseres Tages ein. Wenn dann noch Überstunden, Geschäftsreisen, Teamabende hinzukommen, bleibt oft zu wenig Zeit für einen selbst, für den Partner, für die Familie. Geld, Ansehen und Status sind Dinge, die das Leben vereinfachen, doch machen sie langfristig glücklich? Die Arbeit kann auch der Lebenssinn sein, vor allem wenn man mit viel Leidenschaft dabei ist und sich selbst so verwirklichen kann. Nichtsdestotrotz ist die Ausgeglichenheit der Schlüssel. Ein strukturierter Tagesablauf mit Auszeiten bzw. die bewusste Planung von Abenden und Wochenende für einen selbst oder mit den liebsten Menschen ist ein guter Weg, diese Ausgeglichenheit hinzubekommen.
Gefühle wahrnehmen und aussprechen

Versäumnis Nummer 3: Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Nun war Bronnie bei Jozsef. Jozsef und seine Frau Gizela waren Holocaust-Überlebende und hatten viel mit gemacht. Zusammen haben sie 3 Kinder auf die Welt gebracht, doch Jozsef war selten bei seiner Familie. Er hat viel gearbeitet und sagte zu Bronnie eines Tages: „Ich hatte Angst, meine Gefühle zu zeigen. Deswegen habe ich gearbeitet und gearbeitet und meine Familie auf Distanz gehalten. Sie hatten es nicht verdient, so allein zu sein. Jetzt wünsche ich mir, sie hätten mich wirklich gekannt.“
Wie ehrlich bist du zu dir und zu deinen Mitmenschen, wenn es um deine Gefühle geht? Viel zu oft unterdrücken wir unsere wahren Gefühle und funktionieren einfach, passen uns dem System bzw. der Situation an. Zu einem bestimmten grad ist es vermutlich auch notwendig, doch auch hier kommt es auf die Ausgeglichenheit drauf an. Es fängt damit an, sich Zeit für seine Gefühle zu nehmen. Der Alltag ist so schnelllebig, dass wir manchmal gar nicht mehr richtig in uns hineinspüren. Ein Spaziergang oder eine Meditation, in der wir uns fragen, wie fühle ich mich gerade, ist ein guter Anfang. Und wenn wir uns über etwas Ärgern, weil jemand etwas Verletzendes gesagt oder getan hat, ist es dann nicht besser, das auszusprechen und dem anderen zu erklären, warum es uns verletzt? Keine Frage, es ist nicht einfach, über Gefühle zu sprechen und die richtigen Worte zu finden. Doch den eigenen Gefühlen keine Aufmerksamkeit zu geben, ist langfristig für die eigene Zufriedenheit im Leben viel schwieriger!
Freundschaften pflegen

Versäumnis Nummer 4: Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten.
Dieses Mal hilft Bronnie in einem Pflegeheim aus und lernt dort Doris kennen, die sich sehr schnell Bronnie gegenüber öffnet. Doris ist sehr traurig, fühlt sich unglaublich einsam und redet sehr viel mit Bronnie. Doris stellt fest: „Am meisten vermisse ich meine Freunde. Manche sind schon tot. Manche sind in derselben Situation wie ich. Zu manchen habe ich einfach den Kontakt verloren. Ich wünschte, ich hätte den Kontakt nie abreißen lassen. Man denkt immer, dass die Freunde immer da sein werden. Aber das Leben geht weiter, und plötzlich stehen Sie da und haben keinen Menschen auf der Welt, der Sie versteht oder irgendwas über Ihre Geschichte weiß.“
Freunde sind Goldwert! Freunde fördern den Lebenssinn bzw. geben dem Leben einen Sinn. Es ist wichtig, jemanden zu haben, der nicht zur Familie gehört, um einfach nur zu reden, gemeinsam zu lachen oder auch zu weinen. Ein offener und ehrlicher Austausch kann einem bei einem Problem helfen, kann inspirieren oder auch einfach nur unterhalten. Was also am besten tun, um Freundschaften zu pflegen oder neue Leute kennenzulernen. Hier ein paar Tipps:
Freundschaften pflegen:
- Anrufen oder Nachricht schicken, fragen wie es der Person geht, auf einen Kaffee oder Spaziergang einladen oder einfach ein schönes Wochenende zu wünschen.
- Gemeinsame Erlebnisse schaffen wie zusammen kochen, Tanzen gehen, gemeinsamer Theater- oder Kinobesuch, Fahrradtour machen, Schwimmen gehen, einen Malkurs belegen, …
- Einfach mal ein kleines Geschenk machen wie eine kurze Nachricht per Smartphone oder eine Karte, in der man sich für die Freundschaft und die Erlebnisse bedankt. Eine Kleinigkeit basteln oder auch einfach ein paar Blümchen pflücken/kaufen und verschenken.
Neue Leute kennenlernen:
- Über Apps (spontacts, nebenan, freizeit-treff) oder Gruppen in den Sozialen Medien (Neu in Stadt XYZ, Wandergruppe XYZ).
- Besuch von regionalen Vereinen oder Interessensgruppen wie Sportverein, Chor, Musikverein, Bücherklub, Nähgruppe, Soziales Engagement in der Gemeinde.
Entscheidung treffen: Ich bin glücklich

Versäumnis Nummer 5: Ich wünschte ich hätte mir mehr Freude gegönnt
Rosemary war Bronnie´s aktueller Pflegefall. Rosemary war eine Managerin eines Weltkonzerns gewesen und eine dominante Person. Sie war darauf fokussiert, dass die Zahlen stimmen und generell alles am Laufen gehalten wird. Auch in ihren letzten Lebenswochen war sie noch so gestrickt und sprach mit hartem Ton zu Bronnie. Bronnie ließ die Härte und Negativität meistens an sich abprallen und summte fröhlich vor sich hin, das störte Rosemary und es krachte zwischen den beiden. Erst danach, ganz allmählich näherten sich die beiden Frauen an und Rosemary hatte eine wichtige Erkenntnis gelernt: „Es ist wirklich unsere eigene Entscheidung, oder? Wir können uns vom Glücklichsein abhalten, weil wir glauben, dass wir es nicht verdienen, oder weil wir zulassen, dass die Meinung anderer ein Teil von uns werden. Aber das sind gar nicht wir, stimmt´s? Denn wir können genau der Mensch sein, der wir uns zu sein erlauben. Oh Gott, warum bin ich bloß nicht schon früher darauf gekommen? So eine Verschwendung!“
Wir sind zu keinem so streng wie zu uns selbst! Manchmal laufen die Dinge einfach schief, mal passieren im Umfeld blöde Sachen, mal machen wir selbst bescheuerte Fehler. Aber hey, wir sind doch alle nur Menschen! Eine Situation kann noch so blöd, unangenehm oder schwierig sein, aber irgendwas Gutes wird doch zu finden sein?! Was, wenn wir uns auf das Positive konzentrieren, wenn wir versuchen, daraus etwas zu lernen, für die Erfahrung dankbar sind und uns glücklich schätzen. Ein Stück weit ist das Manipulation, aber wenn es keinen schadet und wir uns besser fühlen, ist es erlaubt! Glaubenssätze, die wir uns selbst jeden Tag erzählen, können diese Einstellung verfestigen. Hier ein paar Beispiele, welche Glaubenssätze dafür hilfreich sind:
- Ich bin glücklich!
- Ich bin dankbar für die Erfahrung, die ich aus Fehlern lerne.
- Ich bin gesund, habe ein Dach über den Kopf und habe zu Essen und Trinken. Mir geht es gut.
Fazit zum Buch

Mich hat das Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ berührt. Ich finde die Erzählungen inspirierend, sie regen zum Nachdenken an. Ob man damit nun seinen eigenen Lebenssinn findet, muss jeder selbst entscheiden. Ich denke aber, dass die 5 Dinge zu einem besseren, zufriedeneren und glücklicheren Leben verleiten, und geht es uns nicht genau darum? Zusammenfassend nehme ich mit Auszeiten für mich selbst wie auch mit meinen liebsten Menschen sind extrem wichtig und wertvoll. Meine eigenen Gefühle zu erkennen, zu akzeptieren und damit umzugehen, helfen mir, bei mir selbst zu bleiben, ehrlich zu sein und mit meinen Mitmenschen umzugehen. Ganz wichtig: Mut aufzubringen und sich etwas zu trauen, zahlt sich immer aus! Dazu zählt für mich auch den Mut zu haben, ein Sabbatical zu machen und seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche in dieser Zeit besonders auszuleben. So ein Sabbatical kann lebensverändert sein. Es gibt eine Kraft, man lernt sich selbst viel besser kennen, seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Ich bin überzeugt, dass ein Sabbatical, wenn es nach den eigenen Wünschen geplant wird und so verläuft, das Leben in die eigene richtige Richtung bringen kann. Manchmal muss man einfach aus seinem Alltag raus, was ganz anderes oder Neues machen, um dann wieder mit Schwung sein Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Wie ist es bei dir?
Ich hoffe, du konntest von diesen 5 Dingen auch etwas für dich mitnehmen. Welches der 5 Dinge hat dich am meisten angesprochen? Schreibe mir es.